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Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 31 January 2017

MITTWOCH 18.1.

Die Anreise startete früh morgens mit dem Zug Richtung Hamburg, wo wir gegen Mittag gen Helsinki starteten. In Helsinki war es etwas hektisch, da unser Flieger Verspätung hatte. Aber auch das klappte und wir landeten am frühen Abend in Ivalo.

Dort erwarteten uns bereits Jonas mit Rosi und Christoph. Zuerst stand Einkaufen auf dem Plan, aber es gab die Herausforderung das zu finden, was man sucht. Was bereits in Deutschland in fremden Supermärkten eine Herausforderung sein kann, ist in Finnland, aufgrund der komplett anderen Sprache, ein erstes Abenteuer. Daher war die Frage des Abends –> "Was ist das hier?".

Hungrig von der Reise kehrten wir zu einer Kennenlernen-Pizza in ein Restaurant ein. Ich hatte ersten Kontakt mit lokalen Spezialitäten in Form einer "Reindeer"-Pizza. Sehr aromatisch und würzig :-)! Im Anschluss starteten wir mit dem Auto die einstündige Reise zum Muddusjärvi See.

Erste Eindrücke! Es liegt viel Schnee, trotz starker Bewölkung schimmern Polarlichter hinter den Wolken durch (Gänsehaut!), ein riesiger zugefrorener See, das komische Gefühl über gefrorenes Wasser zu fahren, die Insel ist beeindruckend "wow sieht aus wie auf den Fotos!", das Haus läd ein mit seiner "warmen Wohlfühl-Atmosphäre", aber wir denken eigentlich nur an SCHLAFEN!


DONNERSTAG 19.1.

Am ersten Morgen erlebten wir den spektakulärsten Sonnenaufgang der ganzen Woche. Die Wolken hingen zum anfassen niedrig, ließen aber sehr viel Sonnenlicht von unten heran. So entstand die folgende Aufnahme, zusammengesetzt aus einer Belichtungsreihe (HDR). Das Bild bildet das ab, was wir mit dem menschlichen Auge sehen konnten.

Danach erkundeten wir mit zur Verfügung gestellten Schneeschuhen & unseren beiden Kameras die Insel und nähere Umgebung. Es hat total Spaß gemacht sich seinen eigenen Weg durch den tiefen Schnee zu bahnen (immerhin gut 50cm auf dem See!). Kurz darauf brach ein dichtes Schneegestöber über uns herein.

Mit geliehenem Thermoanzug & Thermostiefel ging es dann, geführt durch Jonas, auf einer Schneeschuhwanderung durch die verschneite Winterlandschaft zum hauseigenen Tippi auf dem Grundstück (ca. 3-4km pro Strecke). Wir hatten sehr viel Spaß :-).

Bereits auf dem Rückweg boten uns die Wolken und die Sonne einen spektakulären Sonnenuntergang. Dann verabschiedete sich Jonas und wir verabredeten uns für spät Abends zur Polarlichter-Jagd.

Meine Frau und ich haben schön gekocht, gegessen und gingen anschließend in die Sauna (inkl. Schneebad im Schneegestöber :D).

Gegen 22 Uhr holte Jonas uns ab und wir fuhren mit dem Auto in mehreren Etappen bis kurz vor Utsjoki (nahe der norwegischen Grenze). Erschwert wurde die Unternehmung durch extreme Sturmböen und Schneeverwehungen. Aber es gab den ganzen Ausflug Polarlichter satt!!!

Nachts wütete ein heftiger Schneesturm, der viel neuen Schnee brachte.


FREITAG 20.1.

Der Freitag begann wieder mit einem wunderschönen Sonnenaufgang, wir blieben aber Vormittags im Haus, genossen die Ruhe und entspannten uns nach der kurzen Nacht. Als es hell wurde, holte Jonas uns zum Eisangeln ab. Wir fuhren mit dem Skidoo in Richtung Parkplatz, da es dort gute Jagdgründe gibt ;-).

Wir waren total begeistert, voll motiviert und bohrten Löcher, schaufelten Schnee und waren ganz bei der Sache.

So ging der Tag leider viel zu schnell vorüber. Jonas gelangt es sogar einen Barsch zu fangen!!

Abends ging ich aufs Eis um ein paar Bilder von den Sternen und der Insel zu machen. Dort fiel mir zum ersten mal so richtig auf, wie dunkel es doch im Vergleich zu Deutschland ist. Ich konnte Sterne direkt über dem Horizont glasklar erkennen, die bei uns im Sumpf der Lichtverschmutzung untergehen.

Dann tauchten sie ganz unerwartet auf, die Polarlichter. Wir liefen hinter das Haus, da sie dort besser zu sehen waren und versanken prompt im Tiefschnee (ca. 1m). Für mich gerade so zu bewältigen (193cm), war es für meine Frau eine echte Herausforderung (163cm) und Jonas und ich haben uns kaputt gelacht :-).


SAMSTAG 21.1.

Jonas holte uns morgens ab und wir fuhren zu einer gebuchten Husky Schlittentour. Dort angekommen war alles voller Huskys und Gejaule. Die Besitzerin erklärte uns den Tagesablauf und dann ging es direkt nach dem Motto "ab ins kalte Wasser" los.

1. Zuerst haben wir die fünf Schlitten vorbereitet (platzieren, festbinden, Felle auslegen) und dann die Hunde vor den Schlitten gespannt. Meine Frau hat die angespannten Tiere betreut und beruhigt und ich habe neue Hunde angespannt. Die Hunde wollten Vollgas los laufen, daran mussten wir sie hindern bis alle soweit waren ;-).

2. Dann folgte eine 18km lange Tour über einen Fluss und durch ein Rentier-Gehege. Größtenteils führte die Route einen präparierten Weg entlang, als kleine Herausforderung aber auch durch tiefen Schnee. Da musste man ordentlich helfen und schieben *puh*.

3. Wieder zurück wurden die anderen Schlittenführer entlassen und wir durften bei allen fünf Schlitten helfen die Hunde vom Schlitten abzuspannen, in ihre Gehege zu bringen und von den Geschirren zu befreien.

4. Als das geschafft war haben wir mit den Hunden gekuschelt und uns mit der Besitzerin unterhalten. Es war sehr schön!!

5. Bonus: Zum Abschluss durften wir noch die Wölfe bzw. Wolf-mixe streicheln, boah sind die groß im Vergleich zu einem Husky.. Pfoten riesig und Beine sehr lang.

Am späten Nachmittag baute ich meine Kamera inklusive der Astro-Nachführung auf, um das Sternbild des Schwan zu fotografieren. Das steht zu dieser Jahreszeit relativ dicht am Horizont bzw. Verschwindet teilweise sogar im Laufe der Nacht. Da der Himmel hier so wenig Lichtverschmutzung aufweist, wollte ich es einfach probieren. "Leider" war der Himmel so voller Polarlichter, dass ich keine sinnvolle Langzeitbelichtung geschafft habe.


Das Bild hat eine Belichtungszeit von 50 Sekunden bei ISO 1600 und einer Blende von 2.8. Bei mehr Belichtungszeit haben die Polarlichter das gesamte Bild grün/lila gemacht. Als kleines Trostpflaster ist oben rechts im Bild ein Iridiumflare zu sehen!!

Am Abend haben wir mit Jonas und seinen Eltern Rosi und Christoph im Tipi, was sich direkt zwischen den beiden Lodges befindet, ein Feuer gemacht, gemütlich beisammen gesessen und zwei von Jonas geangelte Fische + Beilagen gegrillt und gegessen.

Auf einmal begann es, Polarlichter halleluja!!! Der ganze Himmel ist voller Farben und in Bewegung. Wir bauten unsere Kameras auf, legten uns mit Jonas auf den See (Isomatten machen es möglich), guckten nach oben und genossen die Show bei heißem Tee & Popcorn ;-).


SONNTAG 22.1.

Morgens begrüßte uns wieder ein wunderschöner Sonnenaufgang über dem Muddusjärvi See.

Dann holte uns Jonas ab und brachte uns zum Parkplatz, wo wir mit Rosi und Christoph nach Kirkenes gefahren sind. Die Fahrt war mit ca. 200km ein ganz schönes Stück und so brauchten wir auch gut 3 Stunden. Unterwegs haben wir eine Herde Rentiere getroffen, denen hat es nicht gefallen, dass wir sie fotografiert haben, also zogen sie davon.

Als es um 15 Uhr schon dunkel war, trafen wir im Eishotel in Kirkenes ein und haben dies auch von innen besichtigt. Ein sehr kaltes, schönes und exklusives Hotel. Es gibt sogar warme Duschen!

Jetzt waren wir alle hungrig und sind erst einmal Pizza essen gefahren (warte mal, hatten wir das nicht schon in diesem Urlaub?). Danach haben wir noch kurz den Hafen von Kirkenes besichtigt und sind zur russischen Grenze gefahren. Dort haben wir in einem Mini-Souvenir-Shop einen Norweger getroffen, der perfekt Deutsch spricht, weil er das 1 ½ Jahre in der Schule hatte .. ach und eine deutsche Frau hat. Sie kommt aus Langelsheim, was ganz um die Ecke von unserer Heimat liegt. Zufälle gibt es :-).

Auf der Rückfahrt haben wir noch zwei in der Nähe liegenden Fjorde besucht um schöne Panoramen für weitere Polarlicht-Ausflüge auszukundschaften. Leider waren die Polarlichter in der Nacht nicht sehr stark, aber es war zum ersten mal richtig kalt mit -25 Grad. Selbst wenn man nur kurz aus dem Auto gehüpft ist um sich die Beine zu vertreten hat man im Anschluss lange gebraucht um wieder warm zu werden *brrr*.


MONTAG 23.1.

Geplant war um 8 Uhr an der Insel in Richtung Nordkap zu starten. Da die Nacht zu kurz war, haben ALLE verschlafen (Jonas der uns abholen sollte, seine Eltern mit den wir fahren wollten und natürlich wir selber :-)) und so war es nicht ganz so hektisch.

Wir sind dann fast 5 Stunden lang in Richtung Nordwesten gefahren (Europastraßen E6 & E69). Die Landschaft veränderte sich rasant und so kamen wir aus dem Kiefern-Wäldern in die kahleren Gefilde, wo nur noch große Sträucher und ein paar Birken wuchsen.

Auf dem Weg haben wir viele Tunnel durchfahren, diese waren von innen nicht ausgebaut und es hingen Eiszapfen von der Decke. Ein mulmiges Gefühl..

Als wir gegen 13 Uhr an der Einmündung zum Nordkap ankamen stellten wir fest, dass die Straße gesperrt ist. Zum Glück tauchte ein Räumfahrzeug auf und wir erfuhren, dass die Straße nur im Konvoi befahrbar ist und der war 30 Minuten vorher gefahren. Die nächste Tour startet um 18.30 Uhr und man kommt um 21.45 Uhr wieder runter.

Also fuhren wir unverrichteter Dinge nach Honningsvåg und haben einen Happen gegessen. Von der Bedienung im Restaurant erfuhren wir wie es mit der Tour um 18.30 Uhr funktioniert und entschlossen uns kurzerhand noch 4 Stunden zu warten ;-). Wir haben dann den Ort Honningsvåg erkundet und dabei festgestellt, dass nur Leute mit Hunden zu Fuß unterwegs waren, der übrigen Einwohner fuhr zu 100%! mit dem Auto.

Gegen 18 Uhr ging es dann wieder hoch zur Einmündung zum Nordkap und wir warteten auf den Konvoi. Der startete pünktlich um 18.30 Uhr und wir fuhren mit drei Autos und einem Quad hinter einem Schneeräumfahrzeug hinterher.

Das Nordkap, für uns allein!!!

Es zogen im Laufe des Abends dunkle Wolken auf und so boten die Polarlichter zusammen mit den Wolken ein spektakuläres Bild, was wir nie vergessen werden. Die Farben wechselten von grün zu lila und wieder zurück, unbeschreiblich.

Auf der ca. 5 stündigen Rückfahrt wechselten wir uns mit dem Fahren ab und machten in den norwegischen Fjorden den oder anderen Stopp für ein kurzes Foto-Shooting mit den Polarlichtern über den Bergen. Die Temperatur sank von –4 Grad am Nordkap bis auf –29 Grad kurz vor Ankunft *brrr*.


DIENSTAG 24.1.

Verschlafen!!! Die Handy-Uhren waren noch auf norwegischer Zeit und gaukelten uns 1 Stunde Zeit bis zur Abfahrt vor, bis Jonas vor der Tür stand und uns abholen wollte (ich war noch in Unterhose, Koffer nicht gepackt,...!). Also alles nur schnell rein gestopft und los ging die letzte Fahrt mit dem Skidoo.

Vor der Tür dann der Schock, sofort kalte Füße bei –27 Grad. Die Fahrt mit dem Skidoo war frostig, trotz Winterklamotten.

Am Flughafen haben wir die Sonne zum ersten mal in dieser Woche über den Horizont kriechen sehen. Jonas erzählte uns, dass er sie am Tag zuvor das erste mal gesehen hat, als er auf einem benachbarten Fjell war. Wir haben uns noch lange, bis kurz vor Abflug, mit Jonas unterhalten. Uns fiel der Abschied schwer, eine tolle Woche ging viel zu schnell vorüber.

Wir hoffen auf Wiederkehr, das nächste mal mit unserer ganzen Familie (oder doch lieber allein!? ;-) ).

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